Mit Erteilung der 1. Teilerrichtungsgenehmigung für die Anlage am 3. Mai 1971
wurde mit der Errichtung der Anlage begonnen. In die Phase der Errichtung fiel dann die
Umkehr der veröffentlichten Meinung mit ihrem Einfluss auf die öffentliche Meinung
und mit ihren Auswirkungen auf die Genehmigungspraxis. Für die Anlage THTR
wurden insgesamt 16 Teilerrichtungsgenehmigungen und 21 Ergänzungen mit 1350
Auflagen erteilt.
Aufgrund von neuen Auslegungsvorschriften musste der gesamte
Wasser-Dampf-Kreislauf neu geplant werden und mit umfangreichen Änderungen auf
den letztlich für den Betrieb freigegebenen Zustand gebracht werden. Der Störfall im
Kernkraftwerk Three Mile Island im März 1979 hatte nicht unwesentlich zu diesen
Ergänzungen beigetragen.
Am 19. Juli 1983 erhielt die HKG die Teilgenehmigung zur
Inbetriebnahme des Reaktors und am 13. September 1983 wurde die erste sich selbst
erhaltende Kettenreaktion gefahren. Nach der Durchführung der weiteren
Inbetriebnahmeschritte erteilte die atomrechtliche Genehmigungsbehörde am 9. April 1985 die
Teilgenehmigung zum sogenannten Leistungsversuchsbetrieb.
Die HTR Baulinie mit kugelförmigen Brennelementen wurde in Deutschland von der
Brown-Boveri/Krupp Reaktorbau GmbH, die später zur Hochtemperatur-Reaktorbau
GmbH (HRB) gewandelt wurde, entwickelt. Dieses Unternehmen baute in den 60er
Jahren am Standort der Kernforschungsanlage Jülich (heute Forschungszentrum
Jülich) für die Betreibergruppe AVR (Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor) den
ersten Hochtemperaturreaktor mit kugelförmigen Brennelementen und einer Leistung
von 15 MW.
Eine neue Epoche nuklearer Energiegewinnung sollte mit dem Bau der ersten größeren Anlage des von Rudolf Schulten seit den 50er Jahren entwickelten
gasgekühlten Reaktors beginnen. Er sollte nicht nur Strom aus der
nahezu unerschöpflichen, C02-freien
und preisgünstigen Quelle Kernenergie erzeugen, sondern später auch Wärme hoher
Temperatur für die Grundstoffindustrie, Chemie und Stahlindustrie zur Verfügung stellen.
Auch neue Verfahren der Kohlevergasung standen auf dem Programm der Nutzung
der hohen Temperaturen aus dem Hochtemperaturreaktor (Devise: Kohle und
Kernenergie). Deswegen und wegen des Prototypcharakters der Anlage entschlossen
sich Bundes- und Landesregierung, den THTR 300 zu finanzieren und einen
Risikobeteiligungsvertrag mit den Betreibern abzuschließen.
Der THTR 300 wurde von einem Konsortium errichtet, das aus den Firmen
Brown Boveri & Cie (BBC), deren Tochter Hochtemperatur Reaktorbau GmbH (HRB) und
der Nukem GmbH bestand.
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