Nach dem Erhalt der Teilgenehmigung zum Leistungsversuchsbetrieb am 9. April
1985 und den darauf folgenden Inbetriebnahmeschritten speiste die Anlage
THTR 300 am 16. November 1985 zum ersten Mal Strom ins Netz.
Bis zur Übergabe der Anlage an die HKG führte das Errichterkonsortium nukleare
Leistungsversuche
zwischen 0 und 40 % bis Frühjahr 1986 und die Leistungsversuche zwischen 40 und
100 % in 1986 sowie den Probebetrieb durch.
100 % Leistung wurden am 23. September
1986 erreicht und die Übergabe an die HKG fand zum 1. Juni 1987 statt. In der sich
anschließenden Betriebszeit bis zum 29. September 1988 wurden 2.891.000 MWh
elektrische Arbeit in insgesamt 16.410 Stunden Reaktorbetrieb geleistet.
Die Zeitausnutzung der Anlage betrug seit der Übernahme bis zur Abschaltung zur
Revision am
29. September 1988 ca. 60 %.
Als wesentliche Ergebnisse des Betriebs lassen sich
nennen:
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die Auslegungsleistung von 100 % wurde auf Anhieb erreicht
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die thermodynamischen Primärkreislaufdaten konnten bestätigt werden
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die Personendosisbelastung war äußerst gering
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Ausbauarbeiten am Primärkreis sind trotz schwieriger Zugangsverhältnisse
durchführbar
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Wesentliche Gründe für die Nichtverfügbarkeit der Anlage lagen im Bereich der
Beschickungsanlage. So wurde unter anderem in der Revision 1987/88 eine
Verbesserung am Kugelabzug durchgeführt, wodurch das Ausschleusen der
Kugelelemente auch bei 100% Reaktorleistung und vollem Gasdurchsatz möglich wurde.
Insgesamt reichten die in der Planungs-, Bau- und Inbetriebnahmephase gewonnenen
Erfahrungen aus, die damals ins Auge gefassten Blockgrößen von 500 und 1200 MW
in
wesentlichen Teilen auszulegen.
Bei der Revision Ende 1988 wurden - wie bei einem Prototyp einer neuen Technik
nicht anders zu erwarten - einige kleinere Mängel festgestellt, so auch an der
Wärmeisolierung der Heißgaskanäle. Von insgesamt 2.600 Befestigungsschrauben
dieser Isolierung waren 35 abgerissen. In 33 der Fälle war es der zentrale der je
Deckblech insgesamt 5 Bolzen. Nach der Festigkeitsauslegung hätten allerdings
bereits die 4 Eckbolzen je Deckblech für einen sicheren Langzeitbetrieb ausgereicht.
Diese Schäden sprachen aus sicherheitstechnischer Sicht nicht gegen ein
Wiederanfahren
des Reaktors. Zeitgleich laufende Verhandlungen über finanzielle und genehmigungstechnische Fragen konnten dagegen nicht zu einem befriedigenden
Ergebnis
geführt werden, wodurch nach 423 Volllasttagen der Stilllegungsbeschluss
gefasst
werden musste.
Anlass für die Beendigung des Projektes waren also nicht
technische oder gar sicherheitstechnische Mängel des THTR 300, sondern die nicht
erzielbaren Einigungen über die finanzielle Regelung des Weiterbetriebs des
Prototyp-Kernkraftwerkes THTR 300.
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